Insights@SMC: ERA-Direktor packt das 4. Eisenbahnpaket aus

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Die voran schreitende Elektrifizierung des Straßenverkehrs nimmt den Eisenbahnen mittelfristig das Wettbewerbsargument der besseren Umweltverträglichkeit. Um die Konkurrenzfähigkeit des Bahn-Sektors dennoch zu stärken, müssten deshalb die Anstrengungen der Europäischen Union zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Bahnmarktes konsequent vorangetrieben werden. Das gelte insbesondere für die derzeit laufende Umsetzung des 4. Eisenbahnpakets der EU, erklärte der Executive Director der Europäischen Eisenbahn-Agentur ERA, Dr. Josef Doppelbauer, auf einer Informationsveranstaltung der Schlummer Management Consulting in Frankfurt am Main.

Mit der so genannten „Technischen Säule” der neuen Regeln aus Brüssel, die vor zwei Jahren vom Europäischen Parlament verabschiedet wurden, sollen die komplexen Zulassungsprozesse für Schienenfahrzeuge europaweit vereinheitlich werden. Mit dem 4. Eisenbahnpaket werden die Bahnunternehmen für ihre internationalen Verkehre grenzüberschreitend geltende Fahrzeuggenehmigungen erhalten. Bislang sind für die Zulassungsprozesse die jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden wie das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) in Deutschland zuständig, so dass bei einem Zuglauf durch mehrere Länder mehrere Genehmigungen eingeholt werden müssen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Insights@SMC” der im Bahn-Beratungsgeschäft tätigen Schlummer Management Consulting im House of Logistics & Mobility (HOLM) in Frankfurt hatte der ERA-Chef unter der Überschrift „Das 4. Eisenbahnpaket – Bürokratiemonster oder Chance für Bahnbetreiber?” einem exklusiven Kreis von Führungskräften aus Eisenbahnverkehrsunternehmen, Fahrzeugvermietgesellschaften und Leasingfirmen den Jahrzehnte langen Weg zur Schaffung eines einheitlichen Eisenbahnmarktes für Europa mithilfe von vier Gesetzespaketen beschrieben. Mit dem nunmehr letzten Regelwerk soll dieser Weg im nächsten Jahr beendet werden. Schon heute zeichnet sich laut Doppelbauer ab, das – als Basis für eine Vereinheitlichung des Zulassungsprozesses von Schienenfahrzeugen –  in bereits 19 Mitgliedsstaaten rund 14.000 nationale Vorschriften auf weniger als ein Zehntel reduziert werden konnten.

Zentrale Anlaufstelle als „One-Stop-Shop” mit einem europaweit fungierenden Informations- und Kommunikationssystem sei vom nächsten Jahr an die Behörde ERA, die dafür personell und mit den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet wurde. Profitieren soll davon der europäische Schienenverkehr: Während die konkurrierenden Verkehrsträger längst grenzenlos in Europa operieren, werden die Bahnen immer noch durch rechtliche und technische nationale Hemmnisse im Wettbewerb gebremst. Doppelbauer ließ keinen Zweifel daran, dass die Realisierung der Bestimmungen des 4. Eisenbahnpakets eine der letzten Chancen sei, die Wettbewerbsfähigkeit des Bahnsektors nachhaltig zu stärken.

Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Bedeutung des Pakets und mit ihm die weit reichenden Veränderungen im Zusammenspiel der Bahn-Branche zwischen Betreibern, Fahrzeugherstellern und Behörden bei vielen Managern noch gar nicht in voller Tragweite erfasst worden sind.  Die SMC-Berater rieten eindringlich dazu, die neuen Regeln bis in die Details zu studieren; das Paket biete eindeutig gute Aussichten, den Kostenblock für internationale Fahrzeugeinsätze spürbar zu reduzieren.